Wenn man in Artikeln über schöne und gesunde Zähne stöbert, so ist diese Technik schon seit einigen Jahren sprichwörtlich in aller Munde: Ölziehen nach der Lehre des Ayurveda. Aber was genau bedeutet das und ist es wirklich gut für die Zähne?
Ölziehen - was ist das?
Zahnhygiene und Entgiftung
In der Lehre des Ayurveda gilt das Ausspülen des Mundes mit Öl schon seit Jahrhunderten zum fixen Bestandteil der täglichen Mundhygiene. Neben dem reinigenden Effekt auf Zähne, Zahnfleisch und die gesamte Mundhöhle verspricht die Methode auch eine positive Wirkung auf den gesamten Körper, nämlich durch Entgiftung. Wie geht Ölziehen genau?
Morgens gleich nach dem Aufstehen wird der Mund mit einer kleinen Menge Öl etwa 15-20 Minuten lang gründlich ausgespült. Dabei wird das Öl zwischen die Zähne und in alle Winkel der Mundhöhle gezogen, zusätzlich kann es mit der Zunge gut verteilt werden. Durch diese Methode sollen Krankheitserreger, Bakterien und Giftstoffe im Mund gebunden und anschließend entfernt werden. Wichtig dabei ist, das Ritual am Morgen auf nüchterndem Magen auszuführen, damit alle Stoffe, die sich über Nacht im Mund gebildet haben, entfernt werden können. Auch trinken sollte man vor dem Ölziehen vermeiden.
Wie geht Ölziehen Schritt für Schritt?
- Vorbereitung durch Zungenreinigung. Am besten mit einem ayurvedischen Zungenschaber oder mit einem Löffel den Belag von der Zunge entfernen. Dies reinigt nicht nur, sondern hat zudem eine Massagewirkung.
- Einen Esslöffel Öl seiner Wahl morgens auf nüchternen Magen in den Mund geben. Vorher nicht trinken.
- Öl im Mund herumbewegen, zwischen die Zähne und in die Backen ziehen. Dabei nicht gurgeln und darauf achten kein Öl zu verschlucken.
- Nach etwa 20 Minuten das mittlerweile trüb gewordene Öl in ein Kosmetiktuch spucken und in den Müll werfen. Achtung, in den Abfluss gespucktes Öl kann durch fetthaltige Ablagerungen zu Verstopfungen führen.
- Nach dem Ausspucken den Mund noch gründlich mit Wasser ausspülen, um Ölreste zu entfernen.
- Am Ende der Methode wie gewohnt Zähne putzen. Hier am besten eine milde, basische Zahncreme verwenden, alternativ kann auch nur mit einer nassen Zahnbürste geschrubbt werden.
Welches Öl eigent sich am besten zum Ölziehen?
Im Prinzip eignet sich jede Art von pflanzlichem Öl zum Ölziehen. Jedes Öl hat dabei seine individuellen Vor- und Nachzüge, vor allem was den Geschmack, die Konsistenz und nicht zuletzt den Preis angeht.
In der Ayurveda wird traditionell Sesamöl verwendet, wie auch für andere Ölkuren, etwa dem warmen Ölguss. Sehr beliebt wegen seines angenehmen Geschmacks und seiner samtigen Konsistenz ist das Kokosöl. Auch Erdnussöl wird von vielen Anwendern der Methode gern genutzt, da es im Geschmack an Erdnussbutter erinnert. Eine heilende Wirkung versprechen hochwertige Öle wie Leinöl oder Schwarzkümmelöl, welchen lindernde und antiallergische Effekte zugeschrieben werden. Außerdem verwendet werden kann auch jede Art von kaltgepresstem Speiseöl wie Olivenöl, Sonnenblumenöl oder Weizenkeimöl, dabei sollte allerdings auf hochwertige Qualität und vertrauenswürdige Hersteller geachtet werden.
Außer den handelsüblichen Ölen werden auch spezielle Ölmischungen mit Zusatz von ätherischen Stoffen wie Eukalytus, Minze, Rosmarin oder Teebaum verwendet. Dies hat den Vorteil, dass der Mundraum mit einem zusätzlichen Duftstoff erfrischt wird.
Ölziehen: Wirkung oder Placebo?
Befürworter der Methode versprechen sich eine vielseitige Wirkung vom Ölziehen - diese reicht von der Kariesbekämpfung über die Beseitigung von Zahnfleischproblemen und Mundgeruch bis hin zu Heilung von Atemwegserkrankungen, Allergien und Migräne.
Wissenschaftlich belegt ist jedoch einzig die positive Wirkung des Ölziehens auf die Gesundheit von Mundraum und Zähnen. Die im Jahr 2011 veröffentlichte Studie des "Indian Journal of Dental Research" belegt, dass das Umherbewegen des Öls nachweislich Bakterien bindet und so der Entstehung von Karies, Zahnfleischentzündungen und Mundgeruch vorbeugt. Verständlich wird dies auch, wenn man bedenkt, dass die Wirkung des Ölziehens erst ab einer Anwendungszeit von 20 Minuten beginnt. So viel Zeit verwendet man gewöhnlicherweise weder zum Zähneputzen noch für eine normale Zahnspülung.
Das Fazit: Sehr gut geeignet für die tägliche Mundhygiene, aber keinerlei sonstige nachgewiesene Auswirkungen auf die Gesundheit und den Körper. Weder für den Entschlackungseffekt noch für die Bekämpfung von verschiedenen Krankheitsbildern existiert eine wissenschaftliche Grundlage. Auch Zahnverfärbungen wie von Kaffee, Tee oder Zigarettenrauch lassen sich durch den Einsatz von Kokosöl und Co. leider nicht entfernen.